Handgemachte Spielideen aus Holz

Handgemachte Spielideen aus Holz

Rentner Rudolf Ziethmann fertigt sein Jahren Kindespielzeug für Humanitas

HAMM • „Plastik kommt bei mir nicht in die Tüte“, sagt Rudolf Ziethmann. Und die Tüte wird wohl auch nicht aus Plastik sein. Der 83-Jährige ist leidenschaftlicher Hobby-Bastler und fertigt seit gefühlten Ewigkeiten Holzspielzeug für Kinder an. Zunächst für den Familien- und Freundeskreis und inzwischen seit zehn Jahren für Humanitas. Unter den Kundschaft im Ladenlokal an der Antonistraße sind die Traktoren, Laster, Lieferwagen und Puppenbetten heiß begehrt und schnell vergriffen. Ab Freitag sind sie gegen eine Spende erhältlich.

Kindern eine Freude machen, deren Familien finanziell nicht so gut gestellt sind: Das ist die Motivation, die Ziethmann das ganze Jahr über antreibt. „Das ist mein sozialer Beitrag“, sagt der Werrieser. Nach dem Motto „Nach Weihnachten ist vor Weihnachten“ hat Ziethmann stets etwas zu tun. Immer ist er auf der Suche nach neuen Vorbildern, die er in Holz nacharbeiten kann. Manchmal spielt dabei der Zufall mit: „Neulich habe ich einen Traktor mit Kpper gesehen. Drei Tage später fuhr er in klein durch unsere Küche“, sagt Ziethmann.

Eine Vorlage oder Planskizze bracht der Rentner, der in seinem Berufsleben Maler war, dafür nicht. Der 83-Jährige hat in seinem Leben so viele Modelle gebaut, dass er Formen und Maße im Kopf hat. Und alles weitere entspringt seiner Vorstellungskraft. Er freut sich, dass seine Arbeiten so gut ankommen.

Ein Lieblingsmodell hat er nicht. „Sie sind alle schön“, sagt er. Aber den Lanz Bulldog findet er schon gelungen, oder den LKW, bei dem sich die Türen öffnen lassen, oder die Anhänger, die sich beladen und kippen lassen … „Aber über Geld müssen wir nicht sprechen“, sagt der Rentner. Und seine Arbeitszeit sei ebenfalls nicht der Rede wert. Für die Bemalung nehme er Naturfarben, sagt Zietmann. „Das sind ja Produkte für Kinder.“

Das Basteln und die Begeisterung für den Modellbau wurde ihm früh mit auf den Weg gegeben. Beides wurde im Elternhaus gefördert. Ziethmann erinnert sich noch, wie er als Vier- oder Fünfjähriger in seiner Heimatstadt Templin selbst mit großen Augen vor einem Schaufenster stand. „Ich bin dort so oft hingelaufen und habe mir einen Märklin-Baukasten angesehen“, sagt er. „Irgendwann war der Kasten dann weg.“ Doch kurz darauf wichen Schreck und Enttäuschng der Freude: Sein Vater hatte den Kasten für ihn gekauft. Aber auch bei den älteren Brüdern habe er sich einiges aeschaut. Auch sie hätten viel gebastelt. „Davon habe ich als Jüngerer profitiert“, sagt Ziethmann.

Eine eigene Werkstatt, wie mancher sich das vielleicht vorstellen mag, hat der Rentner nicht. Er pendelt zwischen Keller und Küche. Der Küchentisch dient dabei als Arbeitsplatz: Hier wid gesägt, zusammengeschraubt und gepinselt. Dass dabei der Tisch, der Fußboden und auch die Heizung den ein oder anderen Farbklecks abbekommen, ist die Familie längst gewohnt. Frau und Kinder wissen, dass Ziethmann mit seinem Hobby glücklich ist, und das zählt. „Dann wird der Tisch eben mal neu gestrichen“, sagt der Bastler. So wie zuletzt erst.

Bei Humanitas ist man glücklich, dass der 83-Jährige wieder so fleißig war. „Die kUnden reißen uns die Arbeiten jedes Jahr förmlich aus den Händen“, sagt Humanitas-Vorsitzender Werner Kaßen. Ihm fällt es schwer, die Wertschätzung für Ziethmanns Engagement und seine Arbeiten in die passenden Worte zu kleiden. Strahlende Kinderaugen sagen da manchmal viel mehr.

von Frank Osiewacz (Westfälischer Anzeiger)

Ergebnisse aus einem Jahr Arbeit: Rentner Rudolf Ziethmann (vorn) und die Humanitas-Mitarbeiter Rüdiger Stork und Sabrina Nastalie präsentieren Fahrzeuge, die Kinder glücklich machen werden. Foto: Mross

Quelle: Stadtanzeiger Hamm – 16. Dezember 2021 • Abdruck mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.